Ferien
Langsam geht die Sonne über dem Fachtrakt auf. Ein paar Lehrerautos rollen über den Parkplatz, Zigaretten werden angezündet, Schüler spielen an der Kastanie verstecken. Niemand wirkt gestresst, die Schüler grüßen die Lehrer und diese lächeln zurück. Der Vertretungsplan wird pünktlich wie jeden Tag ausgehängt. Ein bisschen ist es wie Lotto: Man hört Jubelrufe und enttäuschtes Aufstöhnen. Heute nicht. Niemand stöhnt, alle sind zufrieden. Vergnügt wie immer laufen Lehrer, Sekretärinnen und Schüler von einer Verwaltung zur nächsten. Sogar der Kopierer druckt heute etwas kräftiger. An der Schlange vor dem Kopierraum werden Witze erzählt und die Referendare spielen im Lehrerzimmer Karten. In der Caféteria prügelt sich niemand, kein Müll bleibt liegen.
Was ist los? Wo ist die Hektik geblieben?
Es ist einer der letzten Tage vor den Ferien. Es wäre nicht falsch, zu sagen, Fuchs und Gans gäben sich die Hand. Die erbittertsten Feinde und Feindinnen winken sich zu ohne Hintergedanken. Kein Lehrer muss mehr Druck ausüben, alle Arbeiten sind geschrieben.
Irgendwann ist auch der letzte Tag vorbei. Was folgt, sind sechs Wochen: Sechs Wochen, bevor wieder das Unbekannte beginnt. Alles wird anders werden. Plötzlich sind alle älter, auch die Jüngsten. Ganz neue Dinge werden passieren, mit denen niemand rechnet. Alles wird anders, wie jedes Jahr.
Oder?